Grüße aus der Vergangenheit
„ Narben haben die Macht uns daran zu erinnern, dass die Vergangenheit Realität war.“ Erinnerungen an eine Operation ,ein Sturz mit den Inlineskates oder ein tiefer Schnitt mit dem Brotmesser – fast ein jeder ist von solchen Erlebnissen in Form von Narben gezeichnet.
Wenn eine Wunde entsteht – unabhängig von der Art der Wunde und vom Ausmaß des Gewebeverlusts – verläuft die Wundheilung in Phasen, die sich zeitlich überlappen und nicht voneinander zu trennen sind. Als erste Reaktion des Körpers setzt eine Blutstillung und Gerinnung ein. So genannte Fresszellen dringen in das Wundgebiet ein um eingedrungene Bakterien und zerstörte Zellen zu beseitigen. Ist die Wunde gereinigt wird der Defekt mit Ersatzgewebe aufgefüllt. Eine Vorstufe von Kollagen, das im Laufe der Zeit zu kollagenen Fasern ausreift. Das neu gebildete Kollagen wird vermehrt stabilisiert, organisiert und gewinnt an Dicke. Eine Narbe entsteht.
Natürlich heilt nicht jede Wunde mit einer Narbe aus, denn die Heilungsprozesse sind von unterschiedlichen Faktoren, wie Alter abhängig – Kinder entwickeln beispielsweise eher wulstige Narben. Aber auch die Lokalisierung ist nicht irrelevant; Narben die sich über Gelenke ziehen, neigen so eher zur Verbreitung. Generell sei jedoch geraten, auf Alkohol und Nikotin während des Heilungsprozess zu verzichten, da sie die Haut zusätzlich belasten. Doch nicht jede Narbe lässt sich vermeiden – eine Verhärtung dieser, jedoch schon. Die Ergotherapie kann frühzeitig einsetzen, um je nach Wundheilungsphase, den Heilungsprozess positiv zu beeinflussen und somit Komplikationen zu verhindern. Am Anfang stehen abschwellende Techniken im Vordergrund. Dies kann über Techniken wie die heiße Rolle, eine lymphaktivierende Friktionsmassage oder unterstützende Lymphtapes erreicht werden. Anschließend wird sich auf die Mobilisierung angrenzender Gelenke konzentriert, um Versteifungen zu verhindern. Im weiteren Heilungsverlauf gewinnt die Narbenmassage mehr an Bedeutung. Auch sie verhindert, dass Hautnarben mit darunter liegenden Strukturen verwachsen und somit zu Beeinträchtigungen und Schmerzen führen. Dabei ist auch der psychologische Effekt nicht zu verachten: Der Patient setzt sich mehr mit seiner Narbe und dem damit verbundenen Trauma auseinander. Manch einer wird es schon erlebt haben, dass auch Jahre später die Narbe wetterabhängig schmerzt. Auch hier kann die Narbenmassage zu einer Desensibilisierung beitragen – den der Umgang mit der Vergangenheit und deren Wunden, ist einer der wichtigsten Schritte in die Zukunft. Von Stefanie Kliemann, Ergotherapeutin im Werner-Alfred-Bad. Ergotherapie im Werner-Alfred-Bad, Mo – Do 8 – 20 Uhr, Fr 8 – 18 Uhr, und nach Bedarf Tel. (0331) 581 66 88 Bildnachweis: una.knipsolina – photocase.com