„Man wirkt freundlicher, wenn die Stirn nicht in Falten liegt“ – Von einer, die auszog, um sich Botox zu spritzen
Die Zahlen von Botox-Behandlungen steigen jährlich, doch kaum jemand spricht über diesen Eingriff. Spritz ja, darüber reden nein, lautet die Devise. Physiotherapeutin und
Potsmunter-Herausgeberin Aenne Lamprecht nimmt hingegen kein Blatt vor den Mund und plaudert über Wirkung und Gründe.
Welche schönheitsmedizinischen Eingriffe hast du schon machen lassen?
Zwei Mal habe ich mir Botox-Präparate spritzen lassen, vor vier und vor acht Jahren. Vor drei Jahren habe ich mal Hyaluron ausprobiert, mir also Gel unter die Haut spritzen lassen. Leider ist inzwischen alles wieder weg.
Wie liefen die Botox-Behandlungen ab? Und wie fühlt es sich danach an?
Der Arzt hat Fotos von meiner Stirnfalte gemacht, den Eingriff mit mir besprochen und dann die Spritzen gesetzt. Das war kaum zu spüren. Nach etwa drei Tagen war der Effekt dann sichtbar. Botulinumtoxin ist ja ein Bakteriengift, das in der Medizin beispielsweise bei Spasmen eingesetzt wird. Es lähmt einfach den Muskel, in meinem Fall den, der für die sogenannte „Zornesfalte“ verantwortlich ist. Diese Bewegung konnte ich dann nicht mehr machen, aber das merkt man gar nicht. Nur wenn die Sonne scheint, dann setzt man sich viel schneller eine Sonnenbrille auf als sonst.
Wie hat dein Umfeld darauf reagiert?
Das hat gar niemand bemerkt. Aber die Leute reagieren anders auf einen, weil der eigene Blick viel offener ist. Man wirkt einfach freundlicher, wenn die Stirn nicht in Falten liegt. Wenn ich es dann erzähle, reagieren eigentlich alle mit großer Neugier.
Warum hast du dir Botox spritzen lassen?
Ich war schon immer sehr experimentierfreudig. Und man wird halt älter und unansehnlicher – warum soll man da nicht nachhelfen?
Gibt es beim Nachhelfen Grenzen für dich?
Ja, ich würde mich zum Beispiel nicht aufschneiden lassen. Aber das muss jeder für sich selber wissen. Botox-Spritzen sind gut verträglich, das Gift belastet die Leber nicht und wird vom Körper langsam wieder abgebaut. Das ist aber auch der Nachteil: Nach drei bis sechs Monaten ist alles wie zuvor.
Ist es also nicht viel mehr, als sich ein neues Kleid zu kaufen?
Natürlich gibt es auch Risiken, zum Beispiel, dass der Arzt den falschen Muskel trifft. Im schlimmsten Fall kommt ein hängendes Augenlid dabei heraus. Deswegen finde ich es so wichtig, zu einem guten Arzt zu gehen, der einen gut informiert, ein Experte der Anatomie ist, Erfahrung damit hat und auch sagt, wann genug ist, weil sonst die Mimik unnatürlich wirkt. Aber wie auch beim Kauf eines neuen Kleides gilt: Man muss das für sich machen. Man wird dadurch ja kein anderer Mensch, die sozialen Beziehungen verändern sich nicht. Wenn man sich sowieso unwohl in der eigenen Haut fühlt, ändert auch die Botox-Spritze daran nichts.
Vielen Dank für das Gespräch!