Mein erstes Date mit dem Aquabike
hte Ich bin nicht übermässig fit. Zwar versuche ich mich zu bessern und schaffe an guten Tagen auch 35 Minuten auf dem Laufband – aber an einem schlechten eben auch 35 Schokobonbons. Mich zu einer Trainingsstunde auf dem Aquabike anzumelden, war allerdings keine allzu große Überwindung, hatte ich doch gehört, dass dies die ideale Sportart für Bewegungsmuffel wie mich wäre.
Im Reha Zentrum am Kanal werde ich von Frau Catrin Ballon begrüßt. Die Gründerin und Inhaberin der Schwimmschule Ballon feie
rt gerade das 10 jährige Bestehen ihrer Firma und scheint selbst überrascht, dass sie – als gelernte Kindergärtnerin – ganz intuitiv, die Schwimmschule in das runde Jubiläum geführt hat. Wer der Pädagogin aber zuhört, ahnt, dass der verständnisvolle Ansatz das Geheimnis des Erfolgs ist:
Nicht nur Kinder fühlen sich hier wohl, auch Erwachsene brauchen sich ihrer Wasserangst, ihres Nicht-Schwimmerstatus oder ihrer überflüssigen Pfunde nicht schämen. Dabei ist Catrin Ballon immer auf der Suche nach neuen Methoden, um ihren Nixen und Wassermännern die Bewegung im nassen Element schmackhaft zu machen. Kinder- und Erwachsenenschwimmunterricht gehört dabei genauso zu dem Repertoire wie Aquagymnastik, Nordic Aqua Fitness und eben auch das Aquabike. „Aquabike ist ein super Einsteigersport,“ erklärt Catrin „es ist deutlich effektiver und gesünder für die Gelenke als Sport an Land und noch nie hat jemand nach einem Kurs über Muskelkater geklagt.“ Das mit dem Muskelkater mag ich noch nicht glauben, doch wehren kann ich mich auch nicht mehr, denn nun wird mir mein Trainer vorgestellt.
Julian sieht aus als käme er gerade vom Surfurlaub am Pazifik, ein Typ, dem ich ganz sicher nicht glaube, als er mir erklärt, dass das eine lockere Sache wird – und dass ich morgen bestimmt keinen Muskelkater haben werde. In der Umkleidekabine treffe ich auf meine Trainingspartnerin, eine freundliche Verkäuferin, ein paar Jahre älter als ich. Sie belegt schon zum zweiten Mal den Aquabike-Kurs, nachdem sie diesen Sport für sich entdeckt hat, schon weil man danach keinen Muskelkater bekäme. „Abgenommen hab ich auch!“ strahlt sie und mein Mut steigt.
Im Becken schwingen wir uns auf die Bikes, die wie herkömmliche Trainingsräder aus dem Fitnessstudio aussehen. Nur eben, dass sie sich gänzl
ich unter Wasser befinden, wobei Schultern und Kopf aus dem Wasser ragen. Dann werden die Füße festgeschnallt und wir fangen auf Julians Kommando an zu treten. Das Radfahren ist merkwürdig anders – leichter, einerseits, weil ich durch den Wasserauftrieb fast auf dem Sattel schwebe; doch gleichzeitig anstrengender, weil der Widerstand das Treten erschwert.
Als wir nach dem Oberkörpertraining anfangen mit Julians ermutigendem „Tempo, Tempo, Tempo!“ richtig in die Pedale zu treten, fange ich an zu schwitzen, was ich im Wasser nicht für möglich gehalten hatte. Meine nette Partnerin lächelt mir aufmunternd zu und ich reiß mich zusammen, noch schneller zu treten. Während der sieben Sekunden, die Julian runter zählt, geben wir richtig Gas. Doch so anstrengend diese Sekunden auch sind – die Entspannung danach, lässt die paar Sekunden sofort vergessen. Kein Nach-Luft-Schnappen, kein Wadenkrampf und noch dazu das erfrischende Wasser.
Die 45 Minuten auf dem Bike fliegen vorbei und als ich aus dem Wasser steige, rauscht das Endorphin durch den Körper.
Am nächsten Morgen wache ich auf und lausche in mich hinein. Catrin Ballon, Julian und meine liebe Trainingspatnerin haben mich nicht angelogen: ich habe wirklich keinen Muskelkater.